Entschiedenheit eine Frage der Führungskultur

„Sollte Entschiedenheit eine Frage der Führungskultur sein, dann sind wir in Deutschland so entschieden wie der Pudding, der sich selbst an die Wand nagelt.“

„kultureller Werksteller“

Da kann man 100 Jahre „empowern“, „situativ führen“, „kooperativ führen“, „transformativ führen“ oder „mitarbeiterzentriert führen“, wenn man die Werksteller der Kultur nicht kennt, der man selbst wie auch die Mitarbeiter entspringen, wird man sich wund „Wasauchimmern“!

Ich nenne im Folgenden einige solcher „kultureller Werksteller“. Der geneigte Leser kann sich dabei fragen, ob das Wissen, nicht die Information, von den unten folgenden Werkstellern für das Führen von Menschen und Unternehmen von Bedeutung ist.

  • Sicher durchkommen: Ex-Post-Rationalisierungs-Geschichten glauben

Wir alle, Nationen, Kulturen, Individuen oder Institutionen wie Unternehmen, versuchen einigermaßen schadlos und in der Regel „mit ner Mark Fuffzig am Ende des Monats“, durch eine Welt zu kommen, die sich aus ständigem Wandel produziert.

Der Sekundenzeiger unserer Uhren zeigt in besonders impertinenter, und Planbarkeit heuchelnder Weise, diese andauernde Veränderung und Unvorhersehbarkeit des Weltenlaufs an. Dennoch erscheint es uns stets so, dass wir das Unvorhersehbare doch, im Rückblick oder Nachgang, vorhersehen konnten: Ex-Post-Rationalisierungen. Auf diese Weise erhalten wir uns die Idee, wir hätten die Dinge doch im Griff und produzieren das Symptom „Innovationssucht“.

  • Aktiv Entscheidungen treffen, Entschiedenheit vermeiden und „Opfer-Olympiade“ spielen

In wandelbarem Umfeld gilt es für’ s Durchkommen hilfreiche Entscheidungen zu treffen und mit Risiken förderlich umzugehen. Was ist ein Risiko? Eine Zukunft, die nicht eintreten soll*.

Der gewaltige Popularitätsschub des Risikos** nach Tschernobyl weist, in Anlehnung an Freud, auf so etwas wie einen „sekundären Sich-Im-Risiko-Fühlen-Gewinn“ hin, denn auf diese Weise hat man einen Grund, wieso man so schlechte Laune hat und kann „mauern“, also das Erreichte möglichst erhalten, absichern, stabilisieren. Auch der Begriff der „Opfer-Olympiade“ malt gut aus, wovon hier die Rede ist.

Prof. Melchers stellte fest, dass das, was man heute „Osten“ und „Westen“ nennt, am Ende zwei Seiten einer Sache sind. Das Beispiel, das er wählte, war die Entschiedenheit des IS/ islamischen Terrorismus gegenüber unserer Kultur. „Während die (IS) ohne zu zögern töten und ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, debattiert unser Bundestag darüber, ob eine deutsche Fregatte einem amerikanischen Zerstörer Begleitschutz geben darf.“ (freies Zitat; nach C. B. Melchers)

Melchers verwies dann darauf, dass die Lage auch mal umgekehrt war, als „wir“, als Kreuzritter „bei 40 Grad und mit 170 Kg Eisen am Körper“ (Melchers), sehr entschieden gen Jerusalem geritten sind.

Sollte Entschiedenheit eine Frage des Führens sein, dann sind wir in Deutschland so entschieden wie der Pudding, der sich selbst an die Wand nagelt.

Aus der FAZ: „Die Hierarchie der Opfer wird aktuell angeführt vom Ostbürger – danach folgen die Frauen. Heutzutage kann sich jeder benachteiligt fühlen. Das hilft keinem.“*

Dass diese Welt ein „Wandelprodukt“ und ohne Mut, Wagnis und Risiko nicht zu haben ist, wurde in diesem Zusammenhang gründlich vergessen.

  • Gottgleich! Aber Umsetzungsprobleme!

Unsere aktuelle Kultur, insbesondere deutsche Management-Kultur, kann nach wie vor als „Bereitstellungskultur“ beschrieben werden. Alles für jeden immer überall zu jeder Zeit! GNTM, DSDS, ESC, Lieferando, Internet-Flat, etc.

Gottgleich! Aber Umsetzungsprobleme!

Versucht man für jeden alles zu sein, ist man am Ende für keinen nichts mehr.

„Ambidextrie“, also beidhändiges Schlingen und anderes „Heiapopeia vom Himmel“ (H.Heine nach D. Salber, 41), wie „Achtsamkeit“, leiten unseren Weg zum Schafott.

„Wo gehobelt wird, fallen Späne“, so sagte man früher. Das Hobeln entfällt heute zu Gunsten der Analyse von Spanbildungsprozessen bzw. Spanfall-Vermeidungs-Szenarien.

  • Feiglinge in der Abstraktions-Idylle

Daneben besteht, unzweifelhaft, eine hohe „Risikoaversion“. Welcher riskante Gedanke sollte, um ein herausragendes Beispiel aus dem Führungsgeschäft zu nennen, dem Haag der Raute unserer Kanzlerin entkommen können?

Den Spanfall-Vermeidungs-Szenarien entsprechen „Schwangerschafts-Vermeidungs-Phantasien“, die einen Akt nicht mehr zulassen.

Da wir später noch von „Frigidität“ sprechen werden, scheint es mir ratsam Giacomo Girolamo Casanova kurz zu Wort kommen zu lassen: „Wer schläft sündigt nicht.“

  • Das Unschuldskartell

Wir Kinder der 70er, die vom Bahnhofzoo, kennen die Formel noch: „Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin.“ Unschuldig und beliebt aus einem Prozess hervorgehen, bei dem es darum geht, den eigenen Willen zum Willen des / der anderen zu machen (Führen).

Mit weißer Weste und von allen geliebt führen– so stellt man sich das leider nicht nur vor, sondern nennt das mitarbeiter-zentriertes Führen. Mal ehrlich, wird hier nicht etwas lediglich auf den Kopf gestellt – und damit nicht verändert? Oder ändert sich Gustav, wenn er auf dem Kopf steht?

„Gutsherrenart“, das war führungskraft-zentriert mit allen „Schikanen“. Heute umgekehrt? Wird daher Schirachs „Schuld“ so verschlungen?

Birdman: „Kennen Sie den Unterschied von >Beliebtheit< und >Wertschätzung<? >Beliebtheit ist die kleine, nuttige Cousine von >Wertschätzung<.“ Es scheint, dass Führungskräften in unserer Kultur den Cousinen mehr zuneigen. Beliebt und entschieden sein, das geht schwer.

  • Vom Katzenbild-Liken und Verantwortung nicht übernehmen

Es kommt häufig bis gar nicht mehr zu einem wirklichen, dem Material angemessenen Durcharbeiten. Bevor man etwas durchgearbeitet hat, ist man schon vom nächsten Mode-Thrill oder einem Katzenbild mitgerissen und hebt ab.

  • Gut angelegte Überforderung : Nichts wird mehr „richtig fertig“

Der Auftrag steht nur noch wässrig vor Augen, die eigene Verantwortung löst sich wohlgefällig im Ablenkenden auf, es beginnt entweder das Klagen über die Umsetzungsschwäche im eigenen Betrieb, „Glorioses Scheitern“ wird emsig und heldengleich betrieben, als gut angelegte Überforderung, die man „im Grunde hätten kommen sehen können“ oder das Scheitern wird zum Erfolg „umgestellt“: itterative Prozesse / Agile.

Gut angelegte Überforderung: wenn alles geht, muss auch alles gemacht werden. „Dernier Cri“ bei den Business-Eggheads: Ambidextrie. Ambidextrie ist: Beidhändigkeit, gleich ausgebildete Geschicklichkeit beider Hände***. Als Führungs-Prinzip. Es ist Wahnsinn, aber ohne Methode!

In Anlehnung an den hoch verehrten, kürzlich und viel zu früh verstorbenen Wiglaff Droste möchte man sagen: „Man kann nicht beides haben: eine Würde und eine Ambidextrie.“****

  • Frigidität: Die Antwort unserer Unternehmenskulturen auf ständigen Wandel

Wie komme ich nun auf das Stichwort „Frigidität“? Hier muss ehrlicher Weise eingeräumt werden, dass es sich um einen Zuruf meines Freundes und Kollegen Daniel Salber handelt, der aber nahe liegt! Sich hinterher alles erklären, unentschieden bleiben, Risiken vermeiden, um die Unschuld zu erhalten … So gesehen verhalten sich viele Führungskräfte wie ‚ne pummelige Dirn, die ob eines Freiers die Beine zusammenkneift.

Neben den oben genannten bestehen weitere, spezielle managerielle Stilllegungs-Techniken, Frigiditätssicherungs-Techniken, die Senge, von dem die Aussage „Unser vorherrschendes Managementsystem hat die Menschen zerstört“ stammt, gut zusammengefasst hat.

  • Auf Unterwürfigkeit basierte Unternehmenskulturen
  • Uniformität
  • Vorhersagbarkeit und Kontrollierbarkeit
  • Übermäßige Konkurrenzorientierung und Misstrauen
  • Verlust des Ganzen

Man muss sich das klar machen! Das ist die Antwort unserer Unternehmenskulturen auf ständigen Wandel: Unterwerfung.

Wie soll das Führen stattfinden, wenn diese Einflüsse unbewusst bleiben? Was geschieht mit guten Ideen dazu? Kommen Sie dazu gerne mit uns ins Gespräch!